Langsam öffnete ich die Schublade unter dem Kochfeld. Für ein paar Sekunden schaute ich nachdenklich hinein, dann nahm ich eine Fleischgabel, den Schnitzelklopfer und ein Schälmesser heraus und legte es für ihn sichtbar auf die Anrichte. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie er seinen Kloß im Hals herunterschluckte.

„Hm“ murmelte ich vor mich hin und schaute ihn dann lange und mit regungslosem Gesichtsausdruck an. Ich begann zu lächeln, griff in die Schublade und redete weiter, halb zu ihm, halb zu mir: „Das wollte ich schon immer mal ausprobieren“ und holte den Sparschäler heraus, den ich ebenfalls auf der Anrichte platzierte. Ein paar Spieße und einen Rettichschäler später hielten wir plötzlich beide inne. An der Tür war ein Klicken zu vernehmen.

Doch dann hörte ich Bernd, wie er nach mir rief: „Katharina! Ist alles in Ordnung? Katharina? Was ist passiert?“

Er kam in die Küche und erschrak. „Oh mein Gott! Was ist passiert? Bist Du verletzt? Wo kommt all das Blut im Flur her? Und wer ist das?“ wollte Bernd wissen.

In kurzen Zügen erklärte ich ihm, was passiert war. Er setzte sich an den Küchentisch und legte seine Sachen aus dem Baumarkt ab. Eine Feile, Tape, lange Schrauben ein paar Schraubzwingen, ein Cuttermesser und einen Hobel.

„Ah, Du hast die Sachen für unseren Gast mitgebracht“ zwinkerte ich Bernd zu. Etwas irritiert stotterte er ein einfach „Ja“ entgegen.

Mein Mann begriff, worauf ich hinauswollte und spielte mit.

„Ich weiß, ich hatte Dir versprochen, keine Arbeit mit nach Hause zu bringen, aber es ist nicht meine Schuld. Er ist einfach hier eingedrungen und hat mein heiligstes, unser Zuhause entweiht. Hierfür muss er bestraft werden!“ sagte ich zu meinem Mann so laut, dass auch der Einbrecher es deutlich hören konnte.

„Katharina! Doch nicht hier! Wir müssen die Polizei rufen.“ Ermahnte mich mein Mann.

„Natürlich werden wir die Polizei rufen“ sagte ich mit einem höhnischen Unterton „aber erst, wenn ich mit ihm fertig bin und ihm begreiflich gemacht habe, dass er nie wieder in mein Heim eindringen darf“.

Der Einbrecher blickte angsterfüllt zu mir und dann doch sehr flehend zu meinem Mann. „Bitte lassen sie mich laufen, bitte, ich werde auch nichts sagen, versprochen“ klang fast tonlos die Stimme des Einbrechers.

„Das sagen Sie alle! Und dann…“ gab ich ihm verständnislos zur Antwort.

Wortlos griff ich nach dem Sparschäler.

Dem Einbrecher rannen nun Schweißperlen über die Stirn, an der Augenbraue vorbei und über die Wange bis hin zu seinem Kinn. Seine Augen waren angsterfüllt.

„Ich bin raus Katharina, ich kann das nicht mit ansehen. Ich rufe jetzt die Polizei an.“ Brabbelte Bernd vor sich hin und verlies die Küche.

Die Angst des Einbrechers schien ins unermessliche zu wachsen, als er mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und dem Sparschäler in der Hand auf ihn zukommen sah. Ich musterte ihn von oben bis unten, so als ob ich ihn scannte, um die perfekte Stelle an seinem Körper zu finden, die sich für den Einsatz des Sparschälers am besten eignete.

Ich hob die Hand mit dem Schäler und näherte mich seiner Haut am Hals. Gerade als der Einbrecher den Anflug einer Ohnmacht spürte klingelte es an der Tür. Die Polizei war eingetroffen.

 

Als ich die Beamten im Flur reden hörte seufzte der Einbrecher auf.

Die Beamten betraten die Küche, während ich in die Ecke gekauert auf dem Boden saß, zitterte und bitterlich weinte.

Ich schluchzte etwas von Todesangst und Reflex.

Der nette Beamte meinte nur, dass ich wohl viel Glück hatte, dass ich nicht verletzt wurde.

Spurensicherung und Polizei kamen zu dem Schluss, dass mich keinerlei Schuld an der Verletzung des Einbrechers traf. Zwar beteuerte dieser, dass ich ihn gefesselt und bedrohte hätte, aber wer glaubt schon einem Kriminellen.

Bernd war erleichtert aber auch etwas verwundert über mein Agieren, schrieb es dann doch meiner Nervosität und der Ausnahmesituation zu.

Ich ließ mich für eine Woche krankschreiben, hielt ich es doch für angemessen. Außerdem brauchte ich genügend Zeit, um die Schweinerei in Flur und Küche nachhaltig zu beseitigen.

Gerade hatte ich mich auf der Couch niedergelassen, als mein Boss anrief. „Kittykat, ich brauche Dich für einen Spezialauftrag“ waren seine Worte am Telefon. Ich wusste, was das hieß. Ich zog mich an und fuhr ins Büro.

Mike erwartete mich schon. „Kittykat, hier sind Deine Unterlagen. Es steht wie immer alles in der Akte“ erklärte mir mein Boss. „Brauchst Du noch etwas?“ fragte er.

 

„Nein, ich habe alles dabei“ entgegnete ich ihm lächelnd und klopfte sanft auf meine Manteltasche in der ich zuvor den Sparschäler verstaut hatte.