Wir, mein Mann und ich, haben vor 15 Jahren hier recht stadtnah ein kleines Häuschen gebaut. In zweiter Reihe, nach hinten versetzt. Ein Grundstück direkt an der Straße konnten wir uns nicht leisten, aber mittlerweile bin ich ganz froh darüber, denn wir haben hier deutlich mehr Ruhe und der Straßenlärm kommt auch nicht zu uns durch.

Stück für Stück haben wir es in unserer Freizeit ausgebaut und nun kann es sich wirklich sehen lassen.

Moderne Einrichtung, große Fenster, eine hübsch gepflasterte Einfahrt und ein wunderschöner grüner gepflegter Garten.

Ordnung ist mir sehr wichtig, weshalb ich stets bemüht bin, alles penibel sauber zu halten und ich muss sagen, das gelingt mir Tag für Tag ganz gut.

Ich bin in einer ländlichen Gegend sehr behütet aufgewachsen. Das einzige Vergnügen, dass es in unserem Dorf gab, war die freiwillige Jugendfeuerwehr. Aber lustig war das schon; besonders wenn wir im Sommer Wasser aus dem See geholt und mit den Feuerwehrschläuchen auf alles gehalten haben, was nicht schnell genug laufen konnte. Meine Eltern hatten eine kleine Landwirtschaft mit Hühnern, Schafen, Hasen, Schweinen und etwas Land zur Bewirtschaftung. Obwohl ich schon früh mithelfen musste, war es insgesamt eine wunderschöne Kindheit.

Bei einem Treffen der Jugendfeuerwehren des ganzen Bundesgebiets lernte ich Bernd kennen. Er war zwei Jahre älter als ich und schon als Betreuer eingeteilt. Mit seinem blonden lockigen Haar, seinen tiefbraunen Augen und seiner athletischen Figur sah er einfach großartig aus. Ich war damals 16 Jahre und sicherlich noch naiv, aber auch heute, 23 Jahre später, liebe ich meinen Mann noch wie am ersten Tag.

Bernd arbeitet als Ingenieur und ich als Sachbearbeiterin; da ich des öfteren beruflich unterwegs bin genießen wir das ruhige, aber sehr glückliche Leben zusammen mit unser Katze Mogli. Leider ist Mogli schon in die Jahre gekommen und verträgt nur noch Pferdefleisch, weshalb ich einmal wöchentlich welches vom Markt hole, um es durch den Fleischwolf zu drehen und zu portionieren.

So plätschert unser Leben dahin, für viele vielleicht langweilig; für uns beschaulich und schön. Bis zu diesem Tag im August.

Ich ging früher von der Arbeit, um auf dem Nachhauseweg das Pferdefleisch vom Markt zu holen. Es war ein wundervoller Tag, sonnig und warm.

Zu Hause angekommen machte ich mich gleich an die Arbeit. Ich baute den Fleischwolf auf, legte das Schneidebrett und das Messer zurecht und sortierte gleich die Plastiktüten und die Kabelbinder zum Portionieren des Fleisches.

Nachdem ich die ersten Fleischstücke zurechtgeschnitten hatte, hörte ich ein knackendes Geräusch im Flur. Bernd wollte nach der Arbeit noch im Baumarkt vorbei und einige Dinge für die Reparatur der Gartenbank besorgen, also konnte er es eigentlich nicht sein. Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl und Angst stieg in mir hoch.

Langsam und mit weit aufgerissenen Augen schlich ich in Richtung Flur; in der einen Hand das Fleischmesser, in der anderen ein Küchenhandtuch.

Fast in Zeitlupe schritt ich um die Ecke und plötzlich stand ein Mann in schwarzer Kleidung vor mir.